Ich möchte mal in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass eine
Kastration lt. Tierschutzgesetz nur mit medizinischer Indikation
erlaubt ist!!!
Einen tollen Artikel hierzu, von der Tieranwältin Susan Beaucamp möchte ich euch nicht vorenthalten:
„Wir wussten es bisher nicht besser“ Schluss mit den pauschalen Kastrationen von Rüden und Hündinnen, auch im Tierschutz (zumindest dort wo, es machbar ist) (und es es ist viel häufiger möglich als man denkt)
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse belegen nun eindeutig, welche gravierenden Nebenwirkungen Kastrationen für das Wesen, das Verhalten der Hunde, gleich welchen Geschlechtes haben kann. (siehe: Kastration und Verhalten beim Hund Sophie Strodtbeck/Udo Gansloßer)
http://www.amazon.de/Nebenwirkungen, die das Leben unserer Hunde massiv belasten können. Unsichere, ängstliche, aggressive oder stressanfällige Hundecharaktere können das Ergebnis einer unüberlegten, einer vorschnellen Kastration sein. Der Grund hierfür ist unter anderem das Zusammenspiel der Hormone im Köper eines Hundes.
Wer jetzt sagt, „alles neumodischer Quatsch, das haben wir doch immer so gemacht“ negiert die Wissenschaft, den Fortschritt aber vor allem die Rechte der Hunde. Ja, Hunde haben selbstverständlich ein Recht auf ihre körperliche Unversehrtheit. Dies mag denen, die Hunde rein funktional halten völlig egal sein, aber wir, die sich dem Tierschutz, dem artgerechten Umgang mit unseren Hunden verschworen haben, wir sollten einmal für eine Sekunde „innehalten“.
Der Blick auf das Gesetz (Tierschutzgesetz)zeigt, das eine Kastration nur unter sehr engen Voraussetzungen legal ist. (Sie wird meines Dafürhaltens auch nicht dadurch legaler, das sie im Ausland in „Auftrag“ gegeben wird.)
Es gibt wenige Ausnahmen so z.B.:
- Kastration zur Therapie einer bereits bestehenden Erkrankung auch als indizierte Maßnahme im Rahmen einer Verhaltenstherapie
- Zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung
Das ist es doch, denken Sie? Klar, im Tierschutz sollte unbedingt verhindert werden, dass sich diese Hunde unkontrolliert fortpflanzen. Also ist die pauschale Kastration im Tierschutz vom Gesetz „gedeckt“. (welche schöne Begrifflichkeit bei diesem Thema)
So einfach ist es dann leider doch nicht. Anders als streunende Katzen sind Hunde, Hunde die in Familien vermittelt werden grundsätzlich unter „Kontrolle“. Darüber hinaus muss die Kastration eine Einzellfallentscheidung bleiben Vor- und Nachteile für den Hund und dessen Halter müssen genaustens abgewogen werden. Vor allem ist aber zu beachten, dass unter den möglichen Maßnahmen zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung, die für das Tier am wenigstens schädliche Maßnahme ergriffen wird.
Aber natürlich kann ich überhaupt nur abwägen, wenn ich um die horrenden Nebenwirkungen der Kastration weiß. Wenn ich darüber hinaus meinen Hund oder den zu kastrierenden Hund sehr genau kenne und/oder ein fachkundiger Hundetrainer den Hund wesenstechnisch beurteilt hat.
Alles theoretisches Geschwätz, denken Sie? Das dies so im Tierschutz nicht praktikabel ist, dies ist auch mir bewusst.
Aber deswegen eine schnelle, pauschale und vermutlich teure Kastration unüberlegt durchzuführen, nein Hunde und Menschen werden möglicherweise mit dieser Entscheidung zu einem unglücklichen Team, die Entscheidung zur Amputation der Geschlechtsorgane, die nicht rückgängig zu machen ist.
Was ist weniger schädlich für den Hund als eine Kastration? Weniger einschneidend?
Die Sterilisation.
Eine Durchtrennung der Samen- oder Eileiter .Dieser Eingriff ist legal und vermutlich so viel billiger. Warum wird vor allem im Tierschutz nicht sterilisiert? Ich stelle diese Frage nicht zum ersten Mal. Ich habe bisher noch keine plausible Antwort hierauf erhalten.
Wenn ich hier über gravierende Nebenwirkungen spreche, denke ich hier weniger an die Inkontinenz bei Hündinnen, Gewichtszunahme oder Fellveränderungen. Nein, diese Nachteile sind geradezu vernachlässigenswert im Vergleich zu denen, die Strodtbeck und Gansloßer in ihrem Buch aufzeigen. Ich zitiere hier einmal aus dem Vorwort, geschrieben von Dr. Gerd Möbius Institut für Tierschutz …Leipzig
“Die Autoren zeigen in ihrem Buch eindrucksvoll, wie kompliziert sich das Wechselspiel von Hormonen und Neurotransmittern darstellt und welche mögliche, teilweise auch „verheerende“ Wirkung das „ Ausschalten „ einer bestimmten Hormonquelle nach sich ziehen kann“
Vielleicht wird der eine oder andere Lust auf dieses Buch bekommen haben. Für Tierärzte und Tierschutzorganisationen (Hunde) ist dieses Buch meiner Meinung nach jedoch für absolute Pflichtlektüre.
Ich werde zu den massiven Auswirkungen der Kastration noch ein wenig zu schreiben, vor allem für die, die derzeit keine Zeit haben dieses Buch zu lesen.
Und natürlich bin ich hartnäckig genug, die aus diesem Buch gewonnen Kenntnisse an all` die weiter zu geben, die sich mit der Vermittlung von Hunden beschäftigen und heute immer noch pauschal kastrieren (weil sie es nicht besser wissen, das ist mir durchaus bewusst)
Auch ich habe es nicht besser gewusst. Meine beiden „aktuellen“ Hündinnen sind kastriert. Mickeline- von mir veranlasst - noch vor ihrer ersten Hitze. Wir haben es doch nur gut gemeint. Der Eingriff erfolgte aus rein krebsvorsorglichen Erwägungen.
Sie wurde sehr ängstlich fremden Hunden gegenüber, sie benimmt sich häufig noch wie ein Welpe gegenüber ranghöheren Artgenossen, sie neigt zur Panik.
Bei ihr war eine Kastration mehr als ein nur harmloses Vergehen an dieser sensiblen Hundeseele. Nie wieder so früh, nie wieder ohne Indikation, nie wieder ohne die qualifizierte Einschätzung des Wesens meines Hundes.
Mickelinchen, verzeih mir......
Quelle:
https://www.facebook.com/pages/Susan-Be ... ts&fref=ts